Maschinenschutzanzüge
Facility Management: Berufswäsche / Textillogistik » Strategie » Mietwäsche / Kaufkleidung » Maschinenschutzanzüge

Maschinenschutzanzüge
Beim Arbeiten an Drehbänken, Fräsmaschinen, Pressen oder Robotern droht, dass lose Kleidungsteile erfasst und eingezogen werden. Maschinenschutzanzüge (englisch häufig Machine-Protection garments) sind eng anliegende persönliche Schutzausrüstung (PSA), die dieses Einzugsrisiko minimiert, indem sämtliche Kanten glatt anliegen, Verschlüsse abgedeckt sind und keine außenliegenden Taschen, Schnüre oder Falten existieren.
- Rahmen
- Anforderungen
- Materialien
- Zusatzausstattungen
- Ergonomie
- Pflege
- Einsatzfelder
- Beschaffungsmodelle
- Kurzzusammenfassung
Normativer Rahmen
Norm / Regel | Kernaussage | Relevanz für den Einkauf |
---|---|---|
DIN EN 510 „Festlegungen für Schutzbekleidung für Bereiche, in denen ein Risiko des Verfangens in beweglichen Maschinenteilen besteht“ | definiert Schnitt, Details & Prüfverfahren für Jacke + Latzhose oder Overall. | Mindestvoraussetzung für CE-Kennzeichnung als Maschinenschutzbekleidung. |
DIN 32765 (zurückgezogen, wird aber in Vorschriften zitiert) | legt sicherheitstechnische Mindestwerte (Reiß-, Zug-, Nahtfestigkeit) fest. | Wird oft noch in Gefährdungsbeurteilungen genannt, sollte aber nur ergänzend herangezogen werden. |
DGUV Regel 112-189 „Benutzung von Schutzkleidung“ | beschreibt Gefährdungsbeurteilung, Auswahl, Unterweisung, Tragedauer. | Pflichtlektüre für Arbeitsschutzfachkräfte; schreibt jährliche Unterweisung der Träger vor. |
EU-Verordnung 2016/425 (PSA) | ordnet Maschinenschutzanzüge in Kategorie II (mittleres Risiko) ein ⇒ zwingend Baumusterprüfung + CE-Kennzeichen. | Hersteller-Konformitätserklärung muss vorliegen (CE + Kennnummer Prüfstelle). |
Technische Anforderungen nach DIN EN 510
Passform: körpernah; Bundjacke bis Hals schließbar, Latzhose/Overall mit innenliegenden Weitenverstellern.
Verschlüsse: verdeckt, nichtrostend, im Notfall schnell zu öffnen (Druckknöpfe, innenliegender Reißverschluss).
Außenseiten: keine aufgesetzten Taschen oder Falten; Taschen nur innen zugänglich.
Ärmel & Beinabschlüsse: eng, verstellbar; Säume nach innen umgeschlagen.
Warnhinweis in Benutzerinformation: Schutzfunktion nur bei vollständig geschlossenem, eng anliegendem Tragen gegeben.
Materialien & Gewebe
Typisches Gewebe | Stärken | Hinweise |
---|---|---|
65 % Polyester / 35 % Baumwolle (ca. 300 g/m²) | gute Abrieb- & Reißfestigkeit, knitterarm, trocknet schnell; Baumwolle sorgt für Hautkomfort. | Standard bei Mietservice-Kollektionen; für Ganzjahreseinsatz. |
Baumwolle 100 % schwer (ca. 350 g/m²) | hohe Hitzebeständigkeit, kaum Schmelzrisiko | Standard bei Mietservice-Kollektionen; für Ganzjahreseinsatz. |
Baumwolle 100 % schwer (ca. 350 g/m²) | extreme Scheuerbeständigkeit (Knie, Ellbogen) | nur innen- oder verdeckt vernäht, damit keine Einzugskanten entstehen. |
Antistatische Fasern / ESD-Garne | verhindern Funkenbildung bei empfindlicher Elektronik | müssen zusätzlich EN 1149 erfüllen; wichtig bei CNC-Elektronik. |
Funktionale Zusatzausstattungen
Klimaöffnungen / Mesh-Einsatz unter Arm oder Rücken verbessern Wärmemanagement ohne Risiko loser Stoffbahnen.
RFID- oder Barcode-Tags erleichtern Verwechslungs-sichere Rückverfolgung im Mietservice.
Multinorm-Varianten (EN 11611 Schweißen + EN 1149 Antistatik + EN 510 Maschinenschutz) für gemischte Gefährdungen.
Kniepolstertaschen: innenliegend oder mit verdecktem Reißverschluss, damit Werkzeug- oder Spanaufnahme ausgeschlossen ist.
Ergonomie & Trageakzeptanz
DIN EN 510 erlaubt heute deutlich ergonomischere Schnitte als frühere DIN 32765-Modelle. Versetzte Nähte, Elastikzonen und Stretch-Mischungen erhöhen Bewegungsfreiheit, was bei modernen Montagetätigkeiten unerlässlich ist. Nutzerbefragungen zeigen deutlich höhere Akzeptanz, wenn Anzüge leicht (< 350 g/m²), klimareguliert und optisch ansprechend sind – ein Punkt, den Anbieter wie MEWA oder CWS bei aktuellen Kollektionen betonen.
Pflege, Inspektion & Lebenszyklus
Schritt | Zweck | Empfehlung |
---|---|---|
Industriewäsche (60–75 °C) | Öl-/Metallspäne entfernen, Hygiene sichern | Nur zertifizierte Wäschereien mit definierten Wasch‐ & Trocknungsprogrammen nutzen; Mietservice erfüllt diese Vorgaben automatisch. |
Visuelle Kontrolle | Risse, offene Nähte, lose Fäden erkennen | Vor jedem Einsatz durch Mitarbeitende, zusätzlich Fachprüfung in der Wäscherei; beschädigte Teile sofort aussortieren. |
Instandsetzung | Naht-, Druckknopf-, RV-Tausch | Nur nach Original-Spezifikation, damit EN 510-Konformität gewahrt bleibt. |
Ausscheiden | Verschleißgrenzen (z.B. Nahtreißfestigkeit < 75 % des Neuwerts) | Im Mietmodell automatisch; bei Eigentum spätestens nach 3–4 Jahren oder wenn Konformitätstest negativ. |
Recycling | textile Kreislaufführung | Anbieter wie MEWA oder Elis recyceln Faser-/Spinnreste als Putzlappen oder Dämmmaterial. |
Einsatzfelder & Auswahlleitfaden
Gefährdungsbeurteilung durchführen (DGUV 112-189).
Prüfen, ob technische / organisatorische Maßnahmen (Einhausung, Lichtschranken) ausreichend sind. Erst wenn Restgefahr „Einziehen“ bleibt ⇒ Maschinenschutzanzug als letzte Stufe.
Passform-Test (Fitting-Day) mit realen Arbeitsabläufen; Kleidungsstück muss Bewegungen ohne Aufklaffen mitmachen.
Kontrolle auf Zusatzrisiken: Funkenflug? Hitze? Chemikalien? → ggf. Multinorm-Kleidung wählen.
Logistikkonzept festlegen: individuelle Zuordnung (RFID) vs. Pool; Lieferrhythmus; Ausgabeschränke.
Unterweisung der Beschäftigten mindestens jährlich über richtiges Schließen, Pflege, Meldeweg bei Defekten.
Markt & Beschaffungsmodelle
Miet-/Leasingservice (MEWA, CWS, bardusch, Elis, DBL-Partner, diemietwäsche) dominiert → Full-Service inkl. Abholung, Wäsche, Reparatur, Ersatz für fixen Monatspreis.
Kauf + Fremdwäsche: Option für Betriebe mit geringem Personalwechsel, aber höherem Eigenaufwand (Bestandsführung, Defektmanagement).
Kauf + Eigenwäsche: Nur sinnvoll, wenn hauseigene Industriewäscherei mit EN 510-Know-how verfügbar – in KMU selten wirtschaftlich.
Kurzzusammenfassung für Einkäufer
DIN EN 510-Konformität ist Muss; auf CE-Kennzeichnung & EG-Konformitätserklärung achten.
Wichtigste Designmerkmale: eng anliegend, keine außenliegenden Taschen/Falten, verdeckte, schnell lösbare Verschlüsse.
Mischgewebe 65/35 + Cordura-Verstärkung ist in der Praxis der beste Kompromiss aus Haltbarkeit & Komfort.
Mietmodelle erleichtern Pflege- und Prüfpflichten enorm und sichern Normkonformität über den gesamten Lebenszyklus.
Bei kombinierter Gefahrenlage (Schweißen + Einzugsrisiko) Multinorm-Kleidung wählen.
Unterweisung & Passformkontrolle sind essenziell, damit die Schutzwirkung tatsächlich zum Tragen kommt.