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Bereitstellungsvarianten

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Bereitstellungsvarianten der betrieblichen Textillogistik für Berufswäsche

Bereitstellungsvarianten der betrieblichen Textillogistik für Berufswäsche

Die betriebliche Textillogistik für Berufswäsche ist für Unternehmen aller Branchen ein essenzieller Faktor, um Hygienevorschriften einzuhalten, das einheitliche Erscheinungsbild zu wahren und Mitarbeitende mit sicherer, komfortabler Arbeitskleidung auszustatten. Dabei hängen Organisation und Bereitstellungsart eng mit gesetzlichen Vorgaben, branchenspezifischen Besonderheiten sowie wirtschaftlichen und personellen Rahmenbedingungen zusammen. Unternehmen müssen nicht nur zwischen Eigen- und Fremdbewirtschaftung abwägen, sondern auch festlegen, wie die saubere Berufskleidung letztlich den Mitarbeitenden zur Verfügung steht (persönliche Sets, Poolkonzept, automatisierte Spind-Systeme, Wäscheausgabenautomaten, etc.). Darüber hinaus beeinflussen rechtliche Grundlagen, branchenspezifische Anforderungen, Wirtschaftlichkeitsaspekte, Nachhaltigkeit sowie Mitarbeiterzufriedenheit das ideale Konzept maßgeblich.

Ein durchdachtes Textillogistikkonzept berücksichtigt alle relevanten Normen, bietet ausreichende Qualitätssicherung und Prozesskontrolle, nutzt die Möglichkeiten der Digitalisierung und Automatisierung, achtet auf Ökologie sowie Ergonomie und stellt sicher, dass auch in Krisensituationen ausreichend Berufskleidung verfügbar ist. Nur so kann ein Unternehmen dauerhaft ein hohes Qualitätsniveau, Effizienz und Mitarbeiterzufriedenheit gewährleisten.

Rechtliche Grundlagen und Normen

Für die betriebliche Textillogistik gelten unterschiedliche Gesetze, Verordnungen und Normen, die unter anderem die Hygiene und den Arbeitsschutz regeln:

  • DIN EN 14065 (RABC-System): Beschreibt ein prozessgesteuertes Biokontaminations-Management-System, das sicherstellen soll, dass während des gesamten Wasch- und Aufbereitungsprozesses keine gefährliche Keimbelastung entsteht.

  • RAL-GZ 992: Gütezeichen für sachgemäße Wäschepflege mit definierten Qualitäts- und Hygienestandards, besonders relevant für gewerbliche Wäschereien.

  • Arbeitsschutz- und Arbeitssicherheitsvorschriften (u. a. DGUV, PSA-Verordnung): Regelt, welche Anforderungen an persönliche Schutzausrüstung (PSA) gestellt werden und wie deren Bereitstellung zu erfolgen hat.

  • Weitere branchenspezifische Vorgaben wie HACCP für Lebensmittelbetriebe oder Infektionsschutzgesetze im Gesundheitswesen.

Das Einhalten dieser Normen und Vorschriften ist insbesondere dann entscheidend, wenn eine Zertifizierung (z. B. nach ISO 9001 für Qualitätsmanagement) oder eine behördliche Kontrolle ansteht.

Branchenspezifische Besonderheiten

  • Gesundheitswesen: In Krankenhäusern, Pflegeheimen und Arztpraxen bestehen besonders strenge Hygieneanforderungen. Berufskleidung (OP-Kleidung, Kasacks etc.) muss häufig bei definierten Temperaturen gewaschen und keimarm beziehungsweise steril aufbereitet werden.

  • Lebensmittelindustrie und Gastronomie: Hier spielt neben der Keimfreiheit auch das HACCP-Konzept (Hazard Analysis and Critical Control Points) eine Rolle. Bekleidung kann farblich codiert sein, um Verunreinigungen in sensiblen Produktionsbereichen zu vermeiden (z. B. blaue Handschuhe, Schürzen oder Kittel).

  • Hotellerie und Gastgewerbe: Ein einheitlicher optischer Auftritt ist wichtig, um das Corporate Design des Hauses zu transportieren. Darüber hinaus können unterschiedliche Servicebereiche (Empfang, Housekeeping, Küche) individuelle Bekleidungsanforderungen haben.

  • Industrie und Handwerk: Arbeitskleidung benötigt oft einen erhöhten Schutz vor mechanischen, thermischen oder chemischen Einwirkungen (z. B. Warnschutzkleidung, flammenhemmende Stoffe). Gleichzeitig spielt Strapazierfähigkeit eine große Rolle, weil die Kleidung hohen Beanspruchungen standhalten muss.

Eigene Bewirtschaftung (Inhouse-Lösung)

Unternehmen, die eine eigene Wäscherei betreiben, profitieren von maximaler Kontrolle über Qualität und Hygiene. Die Prozesse – vom Waschen über Trocknen bis hin zu kleineren Reparaturen – finden intern statt. Dies ermöglicht:

  • Vorteile: Hohe Flexibilität, direkte Qualitätskontrolle, kurze Transportwege.

  • Nachteile: Hohe Investitions- und Betriebskosten (Personal, Maschinen, Energie), zusätzlicher Verwaltungsaufwand.

Alternativ gibt es dezentrale Waschmöglichkeiten mit bereitgestellten Maschinen, in denen Mitarbeitende ihre Berufskleidung eigenverantwortlich reinigen können. Dies reduziert Kapazitätsengpässe in der Inhouse-Wäscherei, erfordert jedoch klare Hygiene- und Nutzungsregeln.

Fremdbewirtschaftung (Outsourcing)

Beim Outsourcing übernimmt ein externer Dienstleister den kompletten Pflegeprozess. Von der Abholung der Schmutzwäsche, über das Waschen und Trocknen bis zur Rücklieferung ist alles abgedeckt.

Bereitstellungsformen im Betrieb

  • Zentrale Ausgabestellen: Die saubere Wäsche wird zentral gelagert, Mitarbeitende holen sie dort ab und geben benutzte Stücke wieder ab.

  • Automaten-/Spind-Systeme: Mit RFID- oder Barcode-Lösungen ausgestattete Ausgabeschränke ermöglichen 24/7-Zugriff und vereinfachen die Bestandsführung.

  • Personalisierte Sets: Jede Person erhält eine feste Anzahl an Kleidungsstücken in passender Größe. Dies ermöglicht eine klare Zuordnung, erfordert jedoch höheren Bestandsbedarf.

  • Poolsystem: Eine größere Anzahl an Kleidungsstücken in unterschiedlichen Größen steht allen zur Verfügung. Dies ist besonders bei saisonaler Fluktuation oder Teilzeitkräften beliebt, erfordert aber strikte Sortier- und Hygienemaßnahmen.

  • Vorteile: Einsparung von Investitionskosten, professionelle und standardisierte Abläufe, gute Skalierbarkeit bei wechselndem Bedarf.

  • Nachteile: Abhängigkeit vom Dienstleister (mögliche Lieferengpässe, Kommunikationsprobleme), weniger direkte Kontrolle, potenziell längere Lieferwege.

Miet- und Leasingmodelle

Viele Wäschereidienstleister bieten sogenannte Textilmietmodelle an: Die benötigten Kleidungsstücke werden gestellt und nach Bedarf gepflegt bzw. ausgetauscht.

  • Vorteile: Fix kalkulierbare Kosten, automatische Austauschzyklen für verschlissene Kleidung, keine eigene Lagerhaltung.

  • Nachteile: Langfristig unter Umständen teurer als Kauf, Abhängigkeit von Verträgen und Laufzeiten, ggf. eingeschränkte Auswahl.

Qualitätssicherung und Prozesskontrolle

Ein funktionierendes Qualitätsmanagement ist grundlegend für die Einhaltung aller Hygienestandards. Wichtige Maßnahmen:

  • Regelmäßige Sicht- und Funktionsprüfungen der Kleidungsstücke.

  • Standardisierte Wasch- und Trocknungsverfahren mit vordefinierten Temperaturen und Waschmitteln.

  • Dokumentation der Prozesse (z. B. digital via RFID-Tracking), um jederzeit nachweisen zu können, dass die geforderten Standards eingehalten werden.

  • Reparatur- und Ersatzprozesse: Defekte Kleidungsstücke werden gekennzeichnet, ausgesondert oder fachgerecht repariert, bevor sie wieder in den Kreislauf zurückkehren.

Digitalisierung und Automatisierung

Die Digitalisierung bringt in der betrieblichen Textillogistik erhebliche Vorteile:

  • RFID-Tags und Barcodes ermöglichen eine lückenlose Verfolgung jedes Kleidungsstücks vom Träger bis zur Wäscherei und zurück.

  • Automatische Ausgabesysteme reduzieren Personalaufwand und schaffen Transparenz über Bestände und Nutzungsverhalten.

  • Softwarelösungen für Auftrags- und Tourenplanung (bei externen Dienstleistern) oder für interne Lagerverwaltung helfen, den Wäschekreislauf effizient zu gestalten.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und Kostenstrukturc

Eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsanalyse ist Voraussetzung für die Wahl des passenden Bereitstellungsmodells. Entscheidend sind dabei:

  • Total Cost of Ownership (TCO): Anschaffungs-, Betriebs-, Wartungs- und Entsorgungskosten über die gesamte Nutzungsdauer hinweg.

  • Personalaufwand: Ausbildung und Anstellung von Fachkräften bei der Inhouse-Lösung vs. externe Servicekosten.

  • Flexibilität bei Personalfluktuation: Hohe Fluktuation kann bei Kaufmodellen zu hohen Beschaffungskosten führen, während Miet- und Poolvarianten oft günstiger skalieren.

Nachhaltigkeit und Umweltaspekte

Unternehmen achten zunehmend auf ökologische Verantwortung:

  • Ressourcenschonung: Moderne Waschverfahren mit geringem Wasser- und Energieverbrauch, Einsatz umweltfreundlicher Waschmittel.

  • Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks: Minimieren von Transportwegen (z. B. durch regionale Dienstleister) oder energieeffiziente Technik in der eigenen Wäscherei.

  • Lebensdauer der Berufskleidung: Hochwertige, langlebige Materialien senken den Entsorgungsaufwand und verbessern die Umweltbilanz.

  • Recycling und Upcycling: Abgenutzte Textilien lassen sich häufig weiterverarbeiten oder recyceln, anstatt sie zu entsorgen.

Mitarbeiterzufriedenheit und Akzeptanz

Die Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihrer Arbeitskleidung und deren Verfügbarkeit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor:

  • Tragekomfort und Passform: Nur gut sitzende, atmungsaktive und funktionale Kleidung wird gerne getragen.

  • Mitbestimmung: Einbindung von Mitarbeitenden oder des Betriebsrats in Auswahlprozesse steigert die Akzeptanz.

  • Information und Schulung: Klare Anleitungen zur richtigen Nutzung und Pflege verhindern Fehler (z. B. unsachgemäßes Waschen).

  • Corporate Identity: Ein einheitliches und ansprechendes Design stärkt den Teamgeist und vermittelt Professionalität gegenüber Kunden.

Risikomanagement und Notfallkonzepte

Gerade im Gesundheitswesen oder in der Lebensmittelproduktion können Lieferschwierigkeiten oder Maschinenausfälle schnell kritische Lücken verursachen. Wichtige Maßnahmen:

  • Ausweichpläne bei Ausfällen: Kooperationen mit weiteren Wäschereien oder kurzfristige Umstellung auf andere Dienstleistungen.

  • Reservekapazitäten bzw. Notfallbestände an Kleidung, um kurzfristige Engpässe abzufedern.

  • Krisenmanagement in Pandemiezeiten oder bei erhöhtem Hygienebedarf (z. B. Sonderwaschprogramme, zusätzliche Desinfektionen).