Berufswäsche: Damenschnitte
Facility Management: Berufswäsche / Textillogistik » Strategie » Stakeholder » Damenschnitte

Damenschnitte: Arbeits- und Gesundheitsschutz
In industriellen Branchen steigen die Beschäftigtenzahlen von Frauen kontinuierlich an – etwa jede zehnte Fachkraft am Bau ist heute weiblich. Damit rücken auf Frauen zugeschnittene Arbeitskleidung und persönliche Schutzausrüstung (PSA) immer mehr in den Fokus. Gut sitzende Berufskleidung in Damenpassform ist nicht nur eine Frage des Tragekomforts, sondern auch der Sicherheit: Sie muss Bewegungsfreiheit für industrielle Tätigkeiten bieten und zugleich vor Arbeitsgefahren wie Hängenbleiben, Hitze, Chemikalien oder mechanischen Einwirkungen schützen. Die Entwicklung geht klar in Richtung einer diversitätsgerechten Arbeitsschutzausrüstung. Damenschnitte in der Berufskleidung sind kein „Nice-to-have“ mehr, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil von Arbeits- und Gesundheitsschutz. Gut sitzende, ergonomische und normgerechte Frauen-Arbeitskleidung trägt dazu bei, Verletzungsrisiken zu senken, Gesundheitsschäden vorzubeugen und die Leistungsfähigkeit wie Motivation der Mitarbeiterinnen hochzuhalten. Unternehmen, Normungsgremien und Hersteller in Deutschland und Europa haben erkannt, dass geschlechtsspezifisch angepasste PSA ein Gewinn für alle ist – für die Sicherheit der Beschäftigten ebenso wie für die Produktivität und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Die Zeiten, in denen Frauen „männliche“ Arbeitskleidung zweiter Wahl tragen mussten, sind vorbei. Zukünftig wird sich dieser Trend weiter verstärken, bis es ganz selbstverständlich ist, dass jede Berufsbekleidung in einer Ausführung für Frauen verfügbar ist – passgenau, komfortabel und sicher.
Passform und Schnittführung: Frauen vs. Unisex- oder Herrenschnitte
Historisch wurden Frauen in „Männerberufen“ oft mit Unisex- oder Herren-Arbeitskleidung ausgestattet. Dabei blieb unberücksichtigt, dass die weibliche Anatomie sich erheblich von der männlichen unterscheidet – mit anderen Proportionen an Schultern, Taille, Hüfte und Brust. Typische Herren- oder Unisex-Schnitte sind an männlichen Körper gebaut und führen bei Frauen häufig zu Passformproblemen: Die Ärmel fallen zu lang aus, Jacken spannen an Brust oder Hüfte, und Hosen sitzen nicht richtig. Frauen mussten sich früher oft mit zwei Nummern größeren Jacken behelfen, um an der Hüfte schließen zu können – mit dem Ergebnis, dass dann Schultern und Ärmel viel zu weit waren. Solche Kompromisse beeinträchtigen sowohl den Tragekomfort als auch die Sicherheit.
Ein passgerechter Damenschnitt berücksichtigt diese Unterschiede. So sind etwa die Schulterbreite und Ärmellänge bei Frauenmodellen reduziert, die Taillen-Hüft-Partie ist stärker ausgeformt, und Hosen für Damen haben meist einen höheren Bundschnitt, da Frauenhosen oberhalb des Hüftknochens sitzen sollen. Moderne Damen-Arbeitskleidung wird oft bereits ab sehr kleinen Größen (z. B. XXS) angeboten, um zierlichen Beschäftigten zu passen. Die folgende Tabelle stellt einige zentrale Unterschiede gegenüber:
Eine solche damenoptimierte Schnittführung sorgt dafür, dass nichts zwickt oder rutscht und alle Körperbereiche angemessen bedeckt sind. Weibliche Beschäftigte fühlen sich darin wohler und können sich besser mit ihrer Berufsbekleidung identifizieren. Dies trägt letztlich auch zur Sicherheit bei, da passgerechte Kleidung konzentriertes und ungestörtes Arbeiten ermöglicht.
Ergonomie und Bewegungsfreiheit bei industriellen Tätigkeiten
Industriearbeit – ob in Fertigung, Montage oder Instandhaltung – erfordert häufig körperliche Bewegungsabläufe wie Bücken, Strecken, Hocken oder Über-Kopf-Arbeiten. Arbeitskleidung muss so ergonomisch geschnitten sein, dass sie diese typischen Bewegungen nicht einschränkt oder verrutscht. Die aktuelle Grundlagennorm EN ISO 13688 fordert explizit eine gute Passform und ausreichende Bewegungsfreiheit, damit Beschäftigte sich sicher bewegen können. Beispielsweise darf eine Jacke beim Überkopfgreifen nicht aus der Hose rutschen und ein Hosenbund muss beim Knien flexibel bleiben.
Gerade bei Frauen ist die Bewegungsfreiheit in Herrenbekleidung oft beeinträchtigt gewesen: Zu weite Schultern können zu Stoffüberschuss unter den Achseln führen, während zu enge Hüften ein Strecken der Arme nach vorn erschweren. Auch tragen Frauen ihr Werkzeug oder Zubehör seltener in hoch angebrachten Brusttaschen, da dies ihre Bewegungen behindern könnte. Hersteller reagieren darauf mit angepassten Details: So weisen Damenschnitte oft Stretch-Einsätze oder elastische Materialien an beanspruchten Zonen auf, was die Dynamik verbessert. Beliebt sind z. B. elastische Softshell-Einsätze im Rücken oder vorgeformte Kniebereiche bei Damen-Arbeitshosen, um bequemes Knien zu ermöglichen.
Wichtig ist zudem die Kombinierbarkeit mit weiterer PSA (etwa Knieschoner, Sicherheitsgurte, Helme): Die Kleidung darf hier nicht im Weg sein. Ein Beispiel sind Auffanggurte für Höhenarbeiten, die in speziellen Frauenvarianten erhältlich sind, damit die Bänder optimal am weiblichen Körper anliegen. Insgesamt gilt: Nur wenn sich Beschäftigte – ob weiblich oder männlich – in ihrer Kleidung uneingeschränkt bewegen können und sich wohlfühlen, werden sie die PSA durchgängig und korrekt tragen. Das erhöht die Akzeptanz und damit die Schutzwirkung im Arbeitsalltag.
Einfluss der Schnittform auf die Sicherheit
Eine ungeeignete Passform ist nicht nur unbequem, sondern kann direkt gefährlich werden. Locker sitzende oder zu weite Kleidung erhöht die Gefahr des Hängenbleibens an Maschinen und Anlagen. Insbesondere rotierende Maschinenteile können zu einer tödlichen Falle werden, wenn sie Schlabberärmel oder weite Hosenbeine erfassen und den Körper einziehen. Aus diesem Grund schreibt die Norm EN 510 für Maschinenschutzkleidung vor, dass die Kleidungsstücke „möglichst eng anliegend geschnitten“ sein müssen und „keine Taschen aufweisen, die von außen zugänglich sind“, ebenso keine abstehenden Verschlüsse oder Falten. Taschen bei spezieller Schutzkleidung gegen Einzugsgefahr sind daher oft verdeckt innenliegend angebracht. Dadurch wird das Verletzungsrisiko durch offene Tascheneingriffe oder überstehende Knöpfe minimiert.
Auch in anderen Bereichen gilt: Kleidungsstücke dürfen keine Gefahrenstellen bieten. So warnt die BG Bau, offen getragene Warnschutzkleidung könne z.B. an Fahrzeugteilen oder Maschinen hängenbleiben. Für Frauen, die mit zu langen Ärmeln oder Hosen aus Männersortimenten arbeiten mussten, bedeutete dies ein zusätzliches Risiko – umgekrempelte Ärmel können sich leicht lösen und dann in Bewegung geraten. Ebenso stellen zu lange Hosenbeine eine Stolpergefahr dar.
Auf der anderen Seite darf Kleidung auch nicht zu eng sein, da sonst ihre Schutzfunktion beeinträchtigt wird. Kann eine Jacke über der Brust oder Hüfte nicht geschlossen werden, entstehen Lücken, durch die Funken, Chemikalienspritzer oder Zugluft eindringen können. Feuerwehrfrauen berichteten etwa, dass Standard-Feuerwehrjacken über der Hüfte nicht schließen und Hosen an Taille zu weit, an den Beinen aber zu eng oder insgesamt zu lang sind. Solche schlecht angepassten PSA-Teile führen dazu, dass sich Frauen weniger geschützt fühlen – und tatsächlich zeigen Unfallanalysen, dass Feuerwehrfrauen ein mehr als doppelt so hohes Unfallrisiko haben wie ihre männlichen Kollegen. Ein Grund dafür ist zumindest teilweise ungeeignete Schutzkleidung, die z.B. im Einsatz behindert oder verrutscht.
Neuere Untersuchungen bestätigen: Schlecht sitzende Schutzkleidung kann Unfälle begünstigen. Umgekehrt trägt eine gute Passform dazu bei, dass die Trägerin sich voll auf ihre Arbeit konzentrieren kann, nicht ständig an der Kleidung zupfen muss und weniger abgelenkt ist. Hersteller wie Tranemo betonen, dass unbequeme, schlecht sitzende flammhemmende Kleidung im Ernstfall sogar dazu führen kann, dass sie gar nicht erst getragen wird – was verheerend wäre. Daher ist es essentiell, für jeden Beschäftigten eine passende Größe bereitzustellen. Arbeitgeber sind in Deutschland rechtlich verpflichtet, individuell angepasste PSA bereitzustellen. Dies bedeutet in der Praxis, bei der Beschaffung geschlechtsspezifische Anforderungen mitzudenken – also z.B. Damenmodelle von Schutzjacken oder Gehörschutz in kleineren Ausführungen verfügbar zu machen. Kurz: Eine auf die Trägerin abgestimmte Schnittform minimiert Risiken, indem sie Hängenbleiben verhindert, alle zu schützenden Körperpartien bedeckt hält und die volle Schutzfunktion der Materialien gewährleistet.
Materialwahl, Thermoregulation und Hautfreundlichkeit
Neben dem Schnitt spielt das Material der Arbeitskleidung eine entscheidende Rolle für Arbeits- und Gesundheitsschutz. Frauen haben im Durchschnitt ein anderes Temperaturempfinden: Untersuchungen zeigen, dass Frauen schneller frieren, dafür aber später und weniger intensiv schwitzen als Männer. Arbeitskleidung für Frauen sollte daher sowohl wärmeisolierend genug sein, um Auskühlen vorzubeugen, als auch atmungsaktiv, damit entstehende Feuchtigkeit zuverlässig abgeführt wird. Ein geeignetes Materialkonzept könnte z.B. in mehrlagiger Kleidung liegen: Funktionsunterwäsche, kombiniert mit einer isolierenden Mittelschicht und einer schützenden Außenschicht, erlaubt es, je nach Tätigkeit und Umgebungsklima flexibel zu reagieren. Atmungsaktive Gewebe (mit guter Wasserdampfdurchlässigkeit) sorgen dafür, dass sich Wärmestau und Feuchtigkeit unter der Kleidung reduzieren – ein Aspekt, der gerade bei Frauen, die weniger stark schwitzen, wichtig ist, um ein Auskühlen in Ruhephasen zu verhindern.
Hautverträglichkeit und Tragekomfort gehen Hand in Hand: Materialien dürfen keine Irritationen oder Allergien auslösen. Die Norm EN ISO 13688 fordert, dass verwendete Stoffe keine Schadstoffe (z.B. verbotene Farbstoffe oder Schwermetalle) enthalten und einen hautfreundlichen pH-Wert sowie schweißechte Färbungen aufweisen. Das ist besonders relevant, da Frauenarbeitskleidung oft näher am Körper anliegt; raue oder chemisch belastete Textilien könnten bei längerem Hautkontakt zu Reizungen führen. In sensiblen Bereichen (z.B. bei Allergieneigung, Schwangerschaft) werden daher bevorzugt hautfreundliche Mischgewebe oder Naturfasern wie Baumwolle in der Innenseite verwendet, während außen z.B. Polyester für Robustheit sorgt. Viele Hersteller lassen ihre Berufskleidung nach Öko-Tex Standard 100 zertifizieren, um die humanökologische Unbedenklichkeit zu garantieren.
Zudem werden elastische Materialien gezielt eingesetzt, um der weiblichen Körperform zu schmeicheln und die Beweglichkeit zu erhöhen. Moderne Stretch-Stoffe ermöglichen eng anliegende, aber flexible Kleidung – so wird z.B. im Taillen- und Hüftbereich oft Elastan beigemischt, damit Hosen beim Bücken nachgeben, ohne einzuengen. Auch bei Wetterschutzkleidung (Regenjacken, Kälteschutz) für Damen achtet man auf Materialien mit guter Thermoregulation: Fleece- oder Softshell-Jacken für Frauen sind oft etwas taillierter geschnitten und leicht gefüttert, um die spezifischen Wärmebedürfnisse zu erfüllen, ohne die Trägerin zu überhitzen. Insgesamt gilt: Die Materialauswahl muss auf Funktion und Tragegefühl abgestimmt sein – robust und schützend einerseits, aber auch angenehm auf der Haut und an die physiologischen Bedürfnisse von Frauen angepasst.
Branchenspezifische Anforderungen an Damen-Arbeitskleidung
Je nach Branche gibt es besondere Anforderungen an Arbeitskleidung und PSA – diese gelten grundsätzlich für alle Geschlechter, doch die Umsetzung in Damenpassform stellt teils eigene Herausforderungen. Im Folgenden einige Beispiele aus unterschiedlichen Industriebereichen:
Maschinen- und Metallbau
In Maschinenbau, Metallverarbeitung und ähnlichen Gewerken steht der mechanische Schutz im Vordergrund. Hier drohen Gefahren durch bewegliche Maschinenteile, scharfe Kanten, Funkenflug (z.B. beim Schweißen) oder schwere Gegenstände. Arbeitskleidung muss daher besonders strapazierfähig und enganliegend sein. Wie bereits erwähnt, verlangt EN 510 für Kleidung in der Nähe rotierender Maschinen einen schnitttechnisch engen Sitz ohne abstehende Teile. Für Frauen bedeutet das, dass auch eine Damen-Arbeitsjacke beispielsweise keine lose flatternden Kordeln oder weiten Ärmel haben darf. Stattdessen werden Passformen gewählt, die dicht am Körper anliegen, aber durch elastische Einsätze trotzdem Bewegungsfreiheit lassen.
Oft ist in dieser Branche Funktionsschutz integriert: Zum Beispiel flammschützende Ausrüstung nach EN ISO 11612 für Schweißerinnen oder antistatische Kleidung (EN 1149) in der metallverarbeitenden Industrie, um Explosionen durch Funkenbildung vorzubeugen. Diese Schutzfunktionen stehen unabhängig vom Geschlecht an erster Stelle; der Damenschnitt muss also zusätzlich zur Schutzleistung erfüllt werden. Hersteller bieten hierfür Multinorm-Kleidung auch für Damen an – also Jacken und Hosen, die gleichzeitig mehreren Normen (z.B. für Flammschutz, Antistatik und Warnschutz) genügen. Entscheidend ist, dass solche Schutzkleidung für Frauen in passenden Größen verfügbar ist und z.B. bei Zweiteilern Jacke und Hose genügend Überlappung haben, damit beim Strecken kein Spalt entsteht, durch den Funken oder Metallspäne eindringen könnten. Schließlich spielen im Metall- und Maschinenbau auch Zusatzausrüstungen eine Rolle (Kniepolster, Werkzeugtaschen am Bein, etc.), die an Damenhosen entsprechend positioniert sein müssen – z.B. etwas höher oder kleiner dimensioniert, damit sie die Trägerin nicht stören.
Lebensmittel- und Pharmaindustrie
In der Lebensmittelverarbeitung, Getränkeindustrie oder Pharmaproduktion liegt der Fokus auf Hygiene und Reinheit. Arbeitskleidung dient hier weniger dem persönlichen Schutz vor Gefahren, sondern dem Schutz der Produkte vor Kontamination. Die Norm DIN 10524 gibt Leitlinien für Arbeitskleidung in Lebensmittelbetrieben vor, z.B. in Bezug auf leicht waschbare Materialien und Vermeidung von Verunreinigungen. Typischerweise besteht die Kleidung aus Kitteln, Kasacks, Schürzen, Haarnetzen und ggf. Einwegbekleidung. Für Frauen ist es wichtig, dass auch diese Hygienekleidung passt: Ein zu großer Kasack könnte in Maschinen geraten oder an Ecken hängenbleiben, und ein zu kleiner könnte Bewegungen einengen oder ständig zurechtgezogen werden müssen – was beides unhygienisch und unsicher ist.
Gerade weil in diesen Branchen viele Frauen beschäftigt sind (z.B. in der Qualitätssicherung, im Labor oder in der Produktion), bieten Hersteller vermehrt Damenkittel und -mäntel an. Diese sind tailliert geschnitten, damit sie nicht im Arbeitsprozess stören, und oft etwas kürzer, um mehr Bewegungsfreiheit in Beinbereich zu gewähren, ohne an Hygiene einzubüßen. Wichtig ist zudem die Materialwahl: Kleidung muss bei hohen Temperaturen wasch- und desinfizierbar sein (90 °C Wäsche), ohne einzugehen oder ihre Form zu verlieren. Hier haben sich robuste Mischgewebe etabliert, die häufig und heiß gewaschen werden können. Aus Arbeitsschutzsicht müssen Beschäftigte in gekühlten Räumen (z.B. Fleischverarbeitung) zudem vor Kälte geschützt werden – weibliche Mitarbeiter, die schneller frieren, benötigen ggf. wärmere Unterziehkleidung oder Frauen-Fleecejacken unter dem Hygienemantel. Zudem darf nichts an der Kleidung sein, was in Lebensmittel gelangen könnte: Keine abstehenden Knöpfe, Fusseln oder Taschen über der Gürtellinie, aus denen Teile herausfallen können. Damenschnitte erfüllen diese Vorgaben analog den Herrenschnitten; manches Unternehmen setzt auch auf Farbkonzepte, um zwischen Bereichen oder Größen zu unterscheiden, wobei gemäß neuer DIN 10524 nicht mehr zwingend Weiß vorgeschrieben ist. Insgesamt müssen Frauen in Lebensmittelberufen nicht nur sauber, sondern auch sicher gekleidet sein – ein gut sitzender Damenkittel, kombiniert mit rutschfestem Schuhwerk und Haarschutz, erfüllt beide Ziele.
Chemie- und Gefahrstoffindustrie
In der chemischen Industrie, beim Umgang mit Gefahrstoffen oder in Laboratorien steht Schutz vor Chemikalien, Hitze und gesundheitsschädlichen Stoffen im Vordergrund. Hier kommen häufig spezielle Chemikalienschutzanzüge (nach Normen wie EN 13034 Typ 6 für flüssige Chemikalienspritzer oder EN 14605 für stärkere Exposition) und Hitzeschutzkleidung (EN ISO 11612) zum Einsatz. Diese Schutzanzüge sind oft als Overalls oder kombinierte Jacke-Hose-Systeme konzipiert und traditionell unisex geschnitten, um eine breite Nutzerbasis abzudecken. Allerdings müssen sie in passender Größe verfügbar sein, da ein zu großer Anzug Falten wirft (in denen sich Chemikalien ansammeln könnten) und ein zu kleiner Anzug eventuell nicht dicht schließt. Frauen mit kleiner Körpergröße oder unterschiedlicher Körperform benötigen daher entsprechend kleine bzw. angepasste Schutzausrüstung. Einige Hersteller führen Chemikalienschutzjacken und -hosen explizit in Damenkonfektion – etwa einen säureresistenten Damenmantel in Größen 36–48. Eine gute Passform trägt direkt dazu bei, das Risiko von Kontaminationen zu verringern: Locker sitzende Schutzkleidung kann gefährliche Stoffe „einschöpfen“ oder beim Ausziehen kontaminierte Bereiche an die Haut gelangen lassen. Daher sollte Chemikalienschutz möglichst eng anliegen, ohne die Trägerin in ihrer Beweglichkeit zu behindern.
Frauen in der Chemiebranche tragen oft auch Multifunktions-PSA: z.B. flammhemmende, antistatische und chemikalienabweisende Overall-Anzüge. So bietet der Markt mittlerweile flammschutz- und chemikalienschutz-zertifizierte Damenkollektionen an, einschließlich Laborkittel für Frauen, die an Taille und Ärmel angepasst sind, damit sie bei Laborarbeiten nicht stören. In explosionsgefährdeten Bereichen (Ex-Zonen) ist zudem antistatische Kleidung Pflicht – auch hier müssen Damenmodelle die Norm EN 1149 erfüllen und zugleich auf die weibliche Körpermaße abgestimmt sein, um die antistatische Wirkung (die oft durch eng anliegenden Stoff und Ableitung über Schuhe erfolgt) sicherzustellen.
Generell zeigt sich in allen Branchen: PSA muss für Frauen in gleicher Weise die Schutzfunktion erfüllen wie für Männer. Das heißt, branchenspezifische Merkmale – ob Schnittschutz im Forst, Wetterschutz im Bau, Säureschutz in der Chemie oder Reinraumtauglichkeit in der Halbleiterfertigung – müssen auch in kleinen Größen und ergonomisch passenden Damenvarianten verfügbar sein. Nur so kann gewährleistet werden, dass keine Mitarbeiterin aufgrund ungeeigneter Kleidung einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist.
Normen und Zertifizierungen für geschlechtsspezifisch angepasste Kleidung
Grundsätzlich machen die Sicherheitsnormen für Schutzkleidung keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern – eine Schutzjacke nach EN ISO 11612 muss dieselben Flammtests bestehen, unabhängig davon, wer sie trägt. Dennoch gibt es in Normen und Regeln Anforderungen, die indirekt die Berücksichtigung verschiedener Körperformen einfordern. So legt DIN EN ISO 13688:2022 (Allgemeine Anforderungen an Schutzkleidung) fest, dass Ergonomie und Tragekomfort gewährleistet sein müssen und die Kleidung „für verschiedene Körperformen ausgelegt“ sein muss, ggf. mit verstellbaren Elementen. Damit wird implizit gefordert, dass Hersteller ihre Größensortimente breit aufstellen – einschließlich spezifischer Damen- und Herrenpassformen – um allen Beschäftigten angemessenen Schutz zu bieten. Die Norm schreibt außerdem einheitliche Größenkennzeichnungen (z.B. anhand von Körpermaßtabellen) vor, was die Auswahl passender Kleidung erleichtert. In Europa sind Arbeitgeber durch die PSA-Verordnung (EU) 2016/425 und Arbeitsschutzgesetz dazu verpflichtet, passende PSA für jeden Einzelnen bereitzustellen; Norm-konforme Kleidung liefert hierfür die Basis, muss aber in der richtigen Größe und Form ausgewählt werden.
Einige spezielle Normen adressieren Passformaspekte direkt. DIN EN ISO 20471 (Warnschutzkleidung) fordert z.B., dass Warnwesten und -jacken Mindestflächen an fluoreszierendem Hintergrundmaterial und retroreflektierendem Material aufweisen, um in Klasse 1, 2 oder 3 eingestuft zu werden. Diese Flächenvorgaben stellen bei sehr kleinen Größen eine Herausforderung dar: Ein Damen-Modell in Größe XS muss u.U. mit zusätzlichem Reflexmaterial (etwa Reflexträgern über den Schultern) ausgestattet werden, um die erforderliche Quadratdezimeterzahl zu erreichen. Hersteller wie BP bieten Warnschutzjacken und -hosen speziell für Damen an, die normgerecht zertifiziert sind. Dabei wird oft ein Kombinationsansatz gewählt: Trägt eine Person z.B. eine Warnschutzjacke und -hose, addieren sich die sichtbaren Flächen, was das Erreichen von Klasse 3 erleichtert, selbst wenn beide Teile klein ausfallen. Wichtig ist, dass die Schutzwirkung (Sichtbarkeit) nicht durch einen unpassenden Schnitt verringert wird – d.h. Reflexstreifen müssen auf richtiger Höhe sitzen und nicht von Falten verdeckt werden.
EN ISO 11612 (Schutz gegen Hitze und Flammen) stellt vor allem Anforderungen an Materialleistung (Flammenausbreitung, Wärmedurchgang etc.), gibt aber auch Konstruktionshinweise: Schutzkleidung muss so beschaffen sein, dass sie den Körper umfassend bedeckt und z.B. im Fall von zweiteiliger Kleidung ein ausreichendes Überlappen von Jacke und Hose sicherstellt. Für Frauen bedeutet das, dass eine flammhemmende Damenjacke lang genug geschnitten sein muss, um bei Bewegung nicht die Haut oder Unterkleidung freizulegen. Die Norm EN 11612 sieht keine separaten Prüfungen für Damenmodelle vor; allerdings werden einige Prüfpuppen (z.B. beim Test der Hitzeschutzwirkung) in Standardgröße ~1,81 m verwendet, was tendenziell einem männlichen Maß entspricht. Dies wurde kritisiert, da so normkonforme Kleidung entstehen kann, die für kleinere Frauen weniger optimal schützt. Hier setzen Normungsgremien derzeit an: Die International Standards Organization (ISO) arbeitet an einem Normentwurf, um künftig alle relevanten PSA-Normen auf Geschlechtergerechtigkeit zu überprüfen und bei Bedarf zu überarbeiten. Insbesondere sollen aktuelle anthropometrische Daten (Körpermaße) von Frauen in die Normen einfließen, wo bisher oft nur veraltete oder rein männliche Maßreihen genutzt wurden.
Abseits der Produktnormen geben Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungen praktische Regeln vor. In der DGUV Regel 112-198 wird z.B. angemerkt, dass es „für Frauen spezielle Auffanggurte“ (für Absturzsicherung) gibt, die an die weibliche Anatomie angepasst sind. Solche Hinweise unterstreichen, dass „One size fits all“ im Arbeitsschutz nicht funktioniert – selbst bei genormten Produkten muss die Auswahl auf die Trägerin abgestimmt erfolgen. Zertifizierungen wie CE-Kennzeichnungen gelten für Damen-PSA genauso wie für Herren-PSA; es ist aber Aufgabe des Herstellers, innerhalb der zertifizierten Produktfamilie auch Damenpassformen anzubieten. Tun sie das nicht, müssen Arbeitgeber im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung Alternativen suchen. Insgesamt lässt sich sagen: Die Einhaltung von Normen wie EN ISO 20471 oder 11612 garantiert die Schutzfunktion der Kleidung, aber erst die richtige Passform garantiert, dass diese Schutzfunktion die Beschäftigte tatsächlich erreicht.
Aktuelle Trends und Entwicklungen in Workwear und PSA
Die Arbeitswelt wird vielfältiger – und die Workwear zieht nach. Frauenanteile in Industrie und Handwerk wachsen langsam aber stetig, was eine steigende Nachfrage nach passgenauer Frauen-Berufskleidung erzeugt. Hersteller reagieren darauf mit immer umfangreicheren Damen-Kollektionen. Während vor Jahren Frauen meist auf Männerkleidung ausweichen mussten, gilt heute: Eigene Arbeitskleidungslinien für Frauen werden zum Standard und sollten selbstverständlich sein. Dieser Wandel wird auch durch den Fachkräftemangel getrieben: Unternehmen möchten ein attraktives Arbeitsumfeld bieten und können es sich nicht leisten, Mitarbeiterinnen mit unzureichender Kleidung abzuspeisen. Einheitliche Corporate Wear in geschlechtsspezifischer Ausführung wird zum Wettbewerbsfaktor – gemischte Teams wirken nur dann als Einheit, wenn alle im Team Kleidung tragen, die ihnen passt und gefällt.
Diversity und Inklusion spiegeln sich in der Berufskleidung auch durch erweiterte Größenläufe und Sondermodelle wider. Ein bemerkenswerter Trend ist z.B. die Einführung von Umstandskleidung (Schwangerschafts-PSA) für werdende Mütter in Industrieberufen. Einige Anbieter haben Umstands-Varianten von Arbeitshosen und Latzhosen im Sortiment, damit schwangere Arbeitnehmerinnen weiterhin sicher und bequem arbeiten können. Abb.: Das Bild zeigt z.B. eine speziell konzipierte Damen-Arbeitshose für Schwangere mit elastischem Bauchband, welche die volle Beweglichkeit und Schutzfunktion gewährleistet. Abbildung: Flammschutz-Arbeitshose für Schwangere mit elastischem Bund. Darüber hinaus werden Sicherheitsschuhe jetzt in kleineren Damen-Leisten gefertigt, Gehörschutzbügel in verstellbaren Größen angeboten und selbst hochwertige Schutzhelme in unterschiedlichen Kopfform-Varianten getestet, um allen Beschäftigten gerecht zu werden.
Ein weiterer Trend ist die Verschmelzung von Funktionalität und Mode. Moderne Arbeitskleidung soll nicht nur schützen, sondern auch gut aussehen – insbesondere viele Frauen legen Wert auf ein ansprechendes Design, modische Farben und einen femininen Schnitt. Workwear ist heute so „trendy“, dass manche Stücke sogar in der Freizeit getragen werden können. Dieses modische Bewusstsein erhöht wiederum die Akzeptanz: Wer seine Berufsbekleidung als Teil der Identität empfindet, trägt sie lieber und vorschriftsmäßiger. Natürlich steht die Schutzfunktion immer an erster Stelle, doch Hersteller zeigen, dass Sicherheit und Stil sich nicht ausschließen. Zum Beispiel gibt es Warnschutzjacken in taillierter Damensilhouette oder Handschuhe in Ergonomiegrößen, die dennoch dem harten Arbeitsalltag standhalten.
Auch in der Normung und Forschung tut sich etwas: Die angesprochene ISO-Initiative zur Überprüfung der Normen auf Geschlechtergerechtigkeit ist ein Zeichen, dass das Thema auf höchster Ebene angekommen ist. Gleichzeitig fließen immer mehr aktuelle Körpermaßdaten (Anthropometrie) in die Produktentwicklung ein. Hersteller arbeiten mit 3D-Scans und Tragetests mit Nutzerinnen, um ihre Schnitte iterativ zu optimieren. So wird vermieden, dass einfach nur ein Herrenschnitt „verkleinert“ wird – ein Vorgehen, das früher flapsig als „Shrink it and pink it“ (kleiner machen und rosa färben) kritisiert wurde. Stattdessen entsteht echte fraugerechte Schutzkleidung, die auf die Bedürfnisse und Eigenheiten von Frauen abgestimmt ist. Dazu gehört z.B. das Wissen um thermophysiologische Unterschiede (Frieren/Schwitzen) genauso wie Feedback aus der Praxis, welche Taschenanordnung oder Passform als angenehm empfunden wird.