Optimale Planung der Spinde in Umkleideräumen
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Bedarfsermittlung nach Mitarbeiterkategorien
Zunächst muss ermittelt werden, wie viele Spinde für die verschiedenen Mitarbeitergruppen benötigt werden. Gemäß den fiktiven Mitarbeiterzahlen sind insgesamt rund 591 Stammmitarbeiter (eigene Beschäftigte inkl. Auszubildende) an zwei Standorten tätig, davon ca. 558 Männer und 33 Frauen. Hinzu kommen Leiharbeitskräfte mit schwankender Anzahl – hier wurden im Spitzenfall etwa 185 zusätzliche Personen gezählt – sowie etwa 41 weitere spezielle Nutzer (z. B. aktive Radfahrende oder im Betriebssport aktive Mitarbeiter). Insgesamt ergibt sich ein fiktiver Bedarf von rund 817 Spinden für alle Nutzergruppen. Diese Zahl berücksichtigt bereits, dass jeder Beschäftigte einen persönlichen Spind erhalten soll. Laut Arbeitsstättenregel ASR A4.1 muss für jeden Beschäftigten eine ausreichend große, belüftete und abschließbare Aufbewahrungsmöglichkeit für Kleidung vorhanden sein. Falls Arbeits- und Straßenkleidung getrennt aufzubewahren sind, fordert die Regel zwei Schrankteile pro Person oder einen Doppelschrank in doppelter Breite. In unserem Fall sollen jedoch Kombispinde eingesetzt werden, die Arbeits- und Privatkleidung in einem Fach (ggf. mit Trennwand) aufnehmen – spezielle Schwarz/Weiß-Spinde sind also nicht nötig, solange keine gesetzlich vorgeschriebene Trennung wegen starker Verschmutzung erforderlich ist.
Um auf Nummer sicher zu gehen, wird empfohlen, einen Puffer von ca. 10–15 % an zusätzlichen Spinden einzuplanen. Dieser Reservepuffer fängt Neuzugänge und kurzfristige Spitzen (z. B. saisonale Beschäftigung oder schwankende Zahlen an Leiharbeitern) ab. Viele Betriebe berücksichtigen solche Reserven, um jederzeit genügend Schränke für neue Mitarbeiter bereitzuhalten. In unserem Beispiel würden bei 817 benötigten Spinden rund 820 + 82 ≈ 900 Spinde (10 % Reserve) bis 817 + 123 ≈ 940 Spinde (15 % Reserve) empfohlen. Mit etwa 900–940 Spinden insgesamt ist man gut gerüstet.
Mitarbeiterkategorie | Anzahl Personen (ca.) | Benötigte Spinde (inkl. Reserve) |
---|---|---|
Reguläre Mitarbeiter (Stammbelegschaft, inkl. Azubis) – Herren | 558 | 615–640 (inkl. 10–15 % Puffer) |
Reguläre Mitarbeiter (Stammbelegschaft, inkl. Azubis) – Damen | 33 | 36–38 (inkl. Puffer) |
Leiharbeitskräfte (Schwankend) | bis zu 185 | ~205 (inkl. Puffer) |
Sonstige spezifische Gruppen (z. B. radfahrende oder sporttreibende Mitarbeiter) | -41 | ~45 (inkl. Puffer) |
Summe (gerundet) | 817 | 900–940 |
Erläuterungen

In die Kategorie Stammbelegschaft fallen alle festangestellten Mitarbeiter sowie Auszubildende. Die Zahl der Damen ist hier deutlich geringer (ca. 33) als die der Herren (über 550), sodass auch entsprechend weniger Damen-Spinde benötigt werden. Leiharbeitnehmer wurden mit einem erwarteten Höchststand von ~185 Personen berücksichtigt. Bei den Radfahrenden/Sportlern handelt es sich um Mitarbeiter, die bspw. mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen (und ggf. Dusch-/Umkleidemöglichkeiten benötigen) oder die betriebliches Sportangebot nutzen – hierfür sind oftmals zusätzliche oder speziell platzierte Spinde sinnvoll. Für alle Kategorien wurde ein Puffer von 10–15 % addiert, um Reserve-Schließfächer für Neueinstellungen und saisonale Schwankungen zu schaffen. Dieses Vorgehen entspricht gängiger Praxis in der Industrie, wo man lieber etwas mehr Kapazität einplant, als später einen Engpass zu haben.
Zu beachten ist, dass Männer und Frauen getrennte Umkleidebereiche erhalten müssen (Anforderung aus ArbStättV Anhang 4.1 und ASR A4.1). In unserem Fall sind separate Räume bereits vorgesehen (große Herren-Umkleidebereiche von z. B. >1200 m² gegenüber ~74 m² für Damen). Die Planung der Spindanzahl sollte daher pro Bereich erfolgen – im obigen Beispiel also etwa 615–640 Herren-Spinde und rund 36–38 Damen-Spinde gesamt. Die Reservespinde sollten möglichst proportional bereitgestellt werden (d.h. auch in der Damenumkleide ein kleiner Puffer, selbst wenn der Großteil im Herrenbereich vorgehalten wird).
Gerade in bestehenden Umkleideräumen ist die Fläche oft begrenzt. Es gibt mehrere Strategien und Spindsysteme, um mehr Spinde auf gleicher Fläche unterzubringen:
Schmalere Spinde: Anstelle der üblichen Abteilbreite von 400 mm können Spinde mit 300 mm Breite eingesetzt werden, sofern das Stauraumvolumen für Kleidung ausreicht. Dadurch erhöht sich die Anzahl der Spinde pro Wandmeter um ca. 33 %. Laut einer Beispielrechnung lassen sich mit 300 mm breiten, einteiligen Spinden (inkl. Sitzbank) etwa 232 Fächer pro 100 m² Raum unterbringen, gegenüber ~178 Fächern bei 400 mm Breite. Schmälere Schränke sind also ein Platzgewinn, allerdings sollte abgewogen werden, ob lange Kleidung noch bequem hineinpasst und ob die Belüftung ausreichend ist.
Z-Spinde (Z-formige Abteile): Z-Spinde besitzen pro Schrank zwei versetzt übereinander angeordnete, gleichwertige Abteile in Form eines “Z”. Damit können in einem Schrank zwei Personen jeweils ein separates Fach nutzen, oder alternativ eine Person kann beide Fächer für Schwarz-Weiß-Trennung nutzen. Der große Vorteil der Z-Form ist die platzsparende Bauweise: „Die Z-Form ist der klare Vorteil gegenüber einfachen Doppelspinden. Die Umkleideräume können platzsparender eingerichtet werden und trotzdem ist Raum für längere Kleidungsstücke.“. Selbst Mäntel oder Overalls können an den Kleiderhaken in einem Z-Spind aufgehängt werden, da jedes Fach oben eine volle Höhe auf einer Seite bietet. Durch Z-Spinde lässt sich also die Schrankkapazität beinahe verdoppeln, ohne die Möglichkeit zum Aufhängen langer Kleidung zu verlieren. Diese Lösung wird in vielen Fitnessstudios und gewerblichen Umkleiden mit begrenzter Fläche erfolgreich eingesetzt.
Zweistöckige Spinde (Doppelstock): Hierbei werden zwei kleinere Spindfächer übereinander in einem Schrank untergebracht (jeweils halbe Höhe, meist ~90 cm Höhe pro Fach). Solche 2-teiligen Spinde eignen sich für Doppelnutzung durch zwei Personen mit geringem Platzbedarf pro Person – allerdings können keine langen Kleidungsstücke am Stück aufgehängt werden. Vorteil ist eine drastisch erhöhte Kapazität: Beispielsweise zeigen Berechnungen, dass ein 2-teiliger Spind (400 mm breit) nur ca. 0,28 m² Platz pro Fach benötigt, während ein einzelner vollhoher Spind ~0,56 m² benötigt – damit passen 356 halbe Fächer auf 100 m² gegenüber 178 beim Standard, also doppelt so viele. Diese Verdopplung der Anzahl ist attraktiv, wenn hauptsächlich kleinere Kleidungsstücke oder persönliche Gegenstände einzuschließen sind. Im Industrieeinsatz (mit Arbeitsanzügen, Jacken etc.) sind Doppelstock-Schränke jedoch nur bedingt praktikabel, da Schutzkleidung meist in voller Länge aufgehängt werden muss. Sie könnten allenfalls für Mitarbeiter mit wenig Wechselkleidung (z. B. Bürokräfte, die lediglich ein Fach für Wertsachen brauchen) in Betracht gezogen werden.
Modulare Schranksysteme: Moderne Garderobenschränke sind oft modular aufgebaut. Das bedeutet, dass man sie sukzessive erweitern kann, wenn mehr Kapazität benötigt wird. Module werden dabei lückenlos aneinandergereiht. Für die Planung heißt das: es kann zunächst so geplant werden, dass z. B. 900 Spinde aufgebaut werden, und bei steigendem Personalstand lässt sich die Anlage um weitere Module ergänzen (sofern genügend Platzreserve im Raum bleibt). Modulbauweise erleichtert auch den Transport und die Montage in bestehenden Gebäuden. Achten sollte man auf kompatible Abmessungen und Befestigungen, damit später angebaute Teile stabil und nahtlos integrierbar sind.
Zusätzlich zu den obigen Strategien gibt es weitere Maßnahmen, um die vorhandene Fläche maximal auszunutzen:
Sitzbänke integriert oder ausziehbar: Feste vorgebaute Bänke vor den Spinden bieten Sitzgelegenheit, benötigen aber zusätzlichen Abstand. Eine ausziehbare Bank unter dem Spind kann dagegen bei Nichtgebrauch eingeschoben werden, sodass mehr Bewegungsfläche im Gang bleibt. Damit steigt die Zahl der Spinde pro Fläche (Beispiel: 217 Fächer/100 m² mit ausziehbarer Bank vs. 178 mit fester Bank bei 400 mm Spinden). Wo starre Bänke vorgesehen sind, kann man alternativ freistehende Bänke in der Raummitte nutzen, die unabhängig von den Schränken platziert sind.
Zusätzliche Fächer über den Spinden: Einige Modelle erlauben den Aufbau von Aufsatzelementen (kleine Fächer über dem Hauptfach) bis zur Raumdecke. Solche oberen Fächer können als Wäschefächer dienen (z. B. zur Verteilung von frischer Arbeitskleidung) oder zur Aufbewahrung persönlicher Dinge, die nicht täglich gebraucht werden. Die DIN 4547-konformen Spinde sind oft in Höhen um 1,80–1,85 m ausgeführt, sodass zum Deckenschluss noch Raum für ein Aufsatzfach bleibt. Dies nutzt die Vertikalfläche besser aus.
Verdichtungsmaßnahmen und ihre Effekte:
Maßnahme/System | Beschreibung | Platz-Effekt (ca.) |
---|---|---|
Standard-Spind | 1 Abteil/Person, 400 mm breit, 1,80 m hoch | Baseline: ~0,56 m² pro Spind (mit fester Bank) |
Schmaler Spind | 1 Abteil/Person, 300 mm breit | ~30 % mehr Spinde pro Reihe (bis 0,43 m² pro Spind) |
Z-Spind (Doppelabteil) | 2 Abteile übereck versetzt in einem Schrank | ~50 % mehr Kapazität gegenüber 2 Einzelspinden; erlaubt lange Kleidung. Optional zwei Personen/Spind. |
Doppelstock-Spind | 2 Abteile übereinander (je Person halbe Höhe) | ~100 % mehr Kapazität (doppelte Anzahl Fächer pro Fläche), aber kein Platz für lange Kleidung. |
Schicht-Sharing | 2 Personen teilen sich ein Fach zeitlich versetzt | Bis zu ~50 % weniger Spinde nötig; jedoch nur sinnvoll mit getrennten Unterfächern und organisatorischem Aufwand. |
Ausziehbare Bank | Sitzbank, die bei Nichtnutzung eingeschoben wird | ~20–30 % mehr Bewegungsfläche im Gang; erlaubt engeren Aufbau (z. B. +25 % Fächer/Fläche möglich). |
Aufsatzfächer | Zusatzfächer oberhalb der Spinde | Nutzung von Raumhöhe >1,85 m; zusätzliche Fächer für Wäsche oder Reservekleidung, ohne mehr Grundfläche zu brauchen. |
Durch Kombination dieser Maßnahmen kann die Flächeneffizienz erheblich gesteigert werden. Zum Beispiel könnten in einem kleineren Umkleideraum mit begrenzter Grundfläche schmale Z-Spinde mit ausziehbaren Bänken zum Einsatz kommen – so hätte man vier Spindfächer auf dem Raum, den sonst zwei Standardspinde mit Bank benötigen würden, und trotzdem genug Komfort zum Umziehen. Welche Strategie passend ist, hängt von den Anforderungen der Mitarbeiter ab (müssen Jacken hängen? gibt es viel Schmutzwäsche? etc.) sowie von baulichen Gegebenheiten (Raumhöhe, Türen, Fenster).
Raumaufteilung und Anordnung für maximale Effizienz
Anordnung in Reihen, L- oder U-Form: Nutzen Sie die Wandflächen voll aus, indem Spindreihen entlang aller geeigneten Wände gestellt werden. In großen Räumen kann eine L-Form oder U-Form der Aufstellung Ecken und Wände optimal ausnutzen. „Die folgende Anordnung der Spinde in L- oder sogar in U-Form nutzt den Grundriss optimal aus und ermöglicht eine maximale Anzahl an Mitarbeiter-Spinden.“ Wird ein Raum etwa an drei Wänden mit Schränken ausgestattet, bleibt die Mitte für Bewegungsflächen und Bänke frei, während an den Wänden eine hohe Schrankanzahl Platz findet.
Rücken-an-Rücken-Aufstellung: In sehr tiefen Räumen kann man auch doppelseitige Schrankreihen in der Raummitte vorsehen (zwei Spindreihen, die mit ihren Rückwänden aneinander stehen). Dazwischen oder seitlich davon können Sitzbänke angeordnet werden. Diese Lösung ähnelt der Aufstellung in Sporthallen-Umkleiden und erhöht die Stückzahl an Spinden, verlangt aber ausreichend Raumtiefe und zusätzliche Verkehrswege um die Blöcke herum.
Mindestabstände und Verkehrswege: Trotz Verdichtung dürfen ergonomische Abstände nicht unterschritten werden. Insbesondere muss vor den Schränken genug Bewegungsraum bleiben, damit sich Mitarbeiter nicht gegenseitig behindern. Pro gleichzeitig umkleidender Person sind 0,5 m² freie Bewegungsfläche im Umkleideraum vorgeschrieben. Außerdem sind Rettungswege und Durchgänge einzuplanen (siehe ASR A1.8 „Verkehrswege“). In der Praxis gilt als Faustregel ein Mindestabstand von ~1,30 m zwischen den gegenüberliegenden Spindreihen, also von Tür zu Tür bei geöffneten gegenüberliegenden Schranktüren. Dieser Abstand ermöglicht zwei Personen, sich Rücken an Rücken umzuziehen, und berücksichtigt geöffnete Türen oder herausgezogene Bänke. Enger sollte es nicht bemessen sein, um ein Gedränge – insbesondere zu Schichtwechsel-Spitzenzeiten – zu vermeiden. Bei einseitiger Aufstellung an Wänden genügt ein etwas geringerer Wandabstand (da auf einer Seite keine andere Spindtür aufgeht), aber auch hier sollten mindestens ~1 m zwischen Schrank und gegenüberliegender Wand/Bank eingehalten werden. Sitzgelegenheiten sind laut Vorschrift für je 4 Nutzer vorzusehen; in der Praxis erreicht man dies meist automatisch durch entlang der Reihen aufgestellte Bänke. Wichtig ist, dass die Bänke den Gang nicht zu stark verengen (ggf. ausziehbare Bänke erwägen, siehe oben). Auch Spiegel, Kleiderhaken und Abfallbehälter sollten vorhanden sein, was bei der Platzierung (z. B. Spiegel an den Säulen oder Wänden zwischen Schrankreihen) berücksichtigt werden sollte.
Zonierung und Wegeoptimierung: Überlegen Sie, ob innerhalb der Umkleideräume Zonen definiert werden sollten – etwa separate Bereiche für stark verschmutzte Arbeitskleidung vs. normale Kleidung (falls relevant), oder eine Abtrennung für Mitarbeiter, die duschen müssen, etc. In manchen Industriebereichen wird nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip geplant: ein Bereich für dreckige Arbeitskleidung, dann Duschen, dann ein sauberer Bereich mit Schränken für Privatkleidung. Falls jedoch – wie hier geplant – die Kleidung in einem Kombispind zusammenkommt, ist eine strikte Schwarz/Weiß-Trennung nicht nötig. Dennoch kann es sinnvoll sein, Spinde in der Nähe von Duschen für die Radfahrer oder Sportler vorzusehen, die diese häufiger nutzen. So werden Wege kurz gehalten (Wegeoptimierung) und die betreffenden Mitarbeiter können sich effizienter umziehen. Generell sollten die Laufwege in der Umkleide so kurz und übersichtlich wie möglich sein: z. B. Eingänge, Duschen und Spindzonen so anordnen, dass kein Benutzer unnötig weit durch den gesamten Raum laufen muss, um an seinen Schrank zu gelangen. Bei mehreren Ein- und Ausgängen (etwa Richtung Betrieb und Richtung Parkplatz) kann man die Aufteilung der Schränke nach Abteilungen oder Nutzung vornehmen, damit Gruppen von Mitarbeitern näher an „ihrem“ bevorzugten Zugang ihre Spinde haben.
Kluge Ausnutzung von Nischen und Wänden: Jede Wandnische oder ungenutzte Ecke kann potenziell Stellfläche für Spinde bieten. Beispielsweise können niedrige Fensterbrüstungen genutzt werden, um darunter Schränke zu stellen (sofern Fensternähe unkritisch ist), oder zwischen zwei Türöffnungen passt oft noch ein schmales Schrankmodul. Achten Sie auch auf nachträglich verbaute Elemente wie Heizkörper – eventuell lassen sich diese versetzen oder verkleiden, um mehr Wandfläche frei zu machen. Hohe Decken bieten die Chance, hohe Spindmodelle oder Aufsatzfächer (siehe oben) einzusetzen. In kleineren Räumen können helle Farben, gute Beleuchtung und Spiegel helfen, den Raum optisch zu vergrößern und trotz dichter Aufstellung ein angenehmes Umfeld zu schaffen.
Zusammengefasst lautet die Empfehlung:
Maximale Kapazität bei minimalem Flächenverbrauch erreicht man durch eine Kombination aus den richtigen Schranktypen (z. B. Z-Spinde oder Doppelstock, wo sinnvoll) und einer cleveren Raumplanung (ausnutzen aller Wandflächen, ausreichende Bewegungszonen einhalten, und Einrichtung gemäß geltenden Regeln). Eine solche Planung sollte immer in Abstimmung mit der Fachkraft für Arbeitssicherheit und gemäß den einschlägigen Normen erfolgen, damit sowohl die Arbeitsschutzvorgaben als auch die praktischen Anforderungen erfüllt werden.
Normen und Richtlinien (DIN 4547, ASR A4.1 usw.)
Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und ASR A4.1 „Sanitärräume“: Die ArbStättV fordert im Anhang (§4.1), dass Umkleideräume „von ausreichender Größe und sichtgeschützt“ sein müssen und „entsprechend der Anzahl gleichzeitiger Benutzer genügend freie Bodenfläche für ungehindertes Umkleiden vorhanden“ ist. Außerdem müssen sie mit Sitzgelegenheiten und verschließbaren Aufbewahrungsmöglichkeiten für die Kleidung ausgestattet sein. Die Technische Regel ASR A4.1 konkretisiert diese Anforderungen im Detail. Wichtige Punkte daraus wurden bereits genannt: pro 4 gleichzeitigen Nutzern ein Sitzplatz; pro Mitarbeiter ein Spindfach mind. 30 cm × 50 cm × 180 cm (B×T×H); bei Bedarf nach getrennter Aufbewahrung zwei Fächer pro Person oder ein doppelt breiter Schrank; geschlechtergetrennte Bereiche; ausreichend Bewegungsflächen (0,5 m²/Person plus Verkehrswege). Ebenfalls fordert die ASR A4.1 eine ausreichende Belüftung der Schränke (z.B. Lüftungsschlitze), wenngleich keine aktive Entlüftung gefordert ist. In unserem Fall sind keine besonderen Absauganlagen nötig, aber die gewählten Spinde sollten zumindest über Lüftungsöffnungen verfügen – gängige Stahlspinde erfüllen dies bereits durch perforierte Türen oder Ähnliches.
DIN 4547 (Garderoben- und Fächerschränke aus Stahl): Diese Norm (bestehend aus mehreren Teilen, z.B. DIN 4547-1 und -2) legt Anforderungen an Maße, Funktion und Sicherheit von Spinden fest. Hersteller, die DIN-4547-konforme Spinde anbieten, erfüllen damit Kriterien wie Mindestmaße (oft in Einklang mit der ASR), Belastbarkeit der Böden, Einbruchsicherheit (Klassifizierung der Schlösser und Konstruktion in Sicherheitsstufen A, B, C) und Belüftung. Beispielsweise sind verstärkte Türen und solide Stahlkonstruktionen Merkmale nach DIN 4547. Für unser Projekt ist wichtig, Spinde zu wählen, die „der Arbeitsstättenverordnung sowie den Arbeitsstättenrichtlinien (ASR) und der Norm DIN 4547“ genügen. Damit stellt man sicher, dass sowohl die behördlichen Vorgaben als auch Qualitäts- und Sicherheitsstandards eingehalten werden. Zwar benötigen wir keine speziellen Wertfächer oder High-Security-Spinde, aber eine grundsätzliche Robustheit und ein abschließbares Schließsystem (Zylinderschloss oder vergleichbar) sind selbstverständlich.
Branchenempfehlungen und Praxisbeispiele: In der Literatur und in Berichten aus der Praxis findet sich zusätzlich der Hinweis, genügend Reservekapazität einzuplanen (wie oben bereits mit 10–15 % Puffer berücksichtigt). Auch wird empfohlen, die konkrete Ausgestaltung im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung festzulegen – dabei können Betriebsarzt und Sicherheitsfachkraft beraten, z.B. ob besondere Hygienemaßnahmen (Schwarz-Weiß-Trennung, Duschen) für bestimmte Arbeitsplätze nötig sind. Ein weiterer praxisnaher Punkt: Spindaufstellung und -befestigung. Es wird geraten, Spinde an der Wand oder untereinander zu verankern (gegen Umkippen, vor allem bei freien Reihen in der Raummitte). Außerdem sollten Spindtüren einen gewissen Öffnungswinkel (mind. 90–100°) erreichen können, ohne an Wänden oder anderen Türen anzustoßen – dies ist bei der Planung der Abstände zu prüfen. Ein abschließbarer Wertfachbereich im Spind (z.B. ein kleines innenliegendes Fach für Geldbörse/Schlüssel) kann trotz Verzicht auf dezidierte Wertschränke sinnvoll sein, wird aber von DIN/ASR nicht explizit vorgeschrieben, solange der gesamte Spind abschließbar ist.
Ergonomie und Komfort: Über die Normen hinaus empfiehlt die Fachliteratur, die Umkleide so zu gestalten, dass sie den Komfort der Mitarbeiter fördert. Dazu zählen ausreichende Sitzgelegenheiten (möglichst mit Rückenlehne oder an der Wand angelehnt, um stabil zu sitzen), rutschfeste Böden (besonders in Nassbereichen vor Duschen), und ggf. Trennwände oder Vorhänge für mehr Privatsphäre beim Umziehen – gerade wenn mehrere Personen gleichzeitig im Raum sind. Spiegel in voller Körperlänge und gut erreichbare Ablagen (für Schuhe, Helme, Taschen) steigern die Nutzerfreundlichkeit. Diese Aspekte sollten in der Detailplanung mitberücksichtigt werden, auch wenn sie nicht alle durch Normen abgedeckt sind.
Zukunftsplanung und Skalierbarkeit
Die Anforderungen an Umkleideräume können sich mit der Zeit ändern – sei es durch Wachstum des Unternehmens (mehr Personal), durch Änderungen im Schichtmodell oder durch neue Arbeitskleidungsvorschriften. Daher sollte die Planung von Anfang an skalierbar und flexibel ausgelegt sein. Konkret für den genannten Betrieb ist ein Wachstum von ca. 20 % in 5 Jahren prognostiziert. Das bedeutet, ausgehend von derzeit ~817 benötigten Spinden könnten in fünf Jahren rund 980 Spinde erforderlich sein.
Empfehlungen, um diese Skalierung zu bewältigen:
Flächenreserve einplanen: Wenn immer möglich, sollte der Umkleideraum so bemessen werden, dass noch Platz für zusätzliche Spindreihen bleibt. In der aktuellen Planung mit ~900 Spinden (inkl. Reserve) könnte man z.B. erst 800 installieren und ~100 als Reserve im Lager halten – so ist physisch Platz für 100 mehr, die bei Bedarf aufgestellt werden können. Alternativ kann man bereits alle Schränke montieren, aber 1–2 Reihen zunächst als “außer Betrieb” markieren (für zukünftige Nutzung vorgesehen). Wichtig ist, dass Zugänge, Beleuchtung und Belüftung des Raumes auch diese Zukunftserweiterung abdecken.
Modulare Möblierung: Wie oben erwähnt, bieten modulare Spindsysteme den Vorteil, dass man sie später erweitern oder umbauen kann. Setzen Sie möglichst auf einen Hersteller und ein Modell, das langfristig verfügbar ist, sodass Nachkäufe kompatibel sind. Falls z.B. zunächst zwei Umkleideräume genutzt werden und ein dritter geplant, könnte man identische Module beschaffen und später umverteilen oder hinzufügen. Die “Classic Plus”-Spindserie eines Herstellers wirbt bspw. damit, dass man dank modularer Prinzipien sein Spindsystem leicht anpassen kann. Solche Eigenschaften sind für die Zukunftsplanung wertvoll.
Multi-Funktionsschränke: Ein zukunftsorientierter Ansatz ist, Spinde multifunktional auszulegen. Beispielsweise könnten einige Schränke im Bedarfsfall zu Trennungsspinden umgestaltet werden, falls ein neuer Produktionsbereich mit Schwarz-Weiß-Prinzip entsteht. Modular aufgebaute Anlagen erlauben es, Segmente auszutauschen (z.B. ein Segment mit Fächerschränken für Wäscheverteilung einzuschieben). Wäscheausgabeautomaten und Wäscherückgabeautoma diese sollten in der Planung räumlich nahe an der Umkleide bleiben, um Wege kurz zu halten (etwa ein separater Wäscheausgabe-Raum direkt neben den Umkleidespinden).
Reserve für Frauenquote und Sonderfälle: Momentan ist der Frauenanteil sehr gering. Sollten sich hier Änderungen ergeben (z.B. mehr weibliche Beschäftigte in den nächsten Jahren), muss genug Flexibilität vorhanden sein, um ggf. mehr Damenumkleidespinde zu installieren. Dies könnte bedeuten, dass ein Teil der Herren-Umkleidefläche umgewidmet werden kann oder dass Unisex-Lösungen (abschließbare Umkleidekabinen) als Ergänzung bereitstehen. Auch barrierefreie Umkleidemöglichkeiten (für Mitarbeitende mit Behinderung) sollten in geringer Zahl eingeplant werden – z.B. etwas größere Schränke in Bodennähe, Platz für Rollstuhlwendung etc., gemäß den Vorgaben der Barrierefreiheit.
Regelmäßige Überprüfung: Schließlich ist es sinnvoll, den Nutzungsgrad der Spinde regelmäßig zu überprüfen (mindestens jährlich). So stellt man fest, ob die Reserve ausreichend ist oder ob bereits Engpässe auftreten. Ein solches Monitoring erlaubt es, rechtzeitig nachzurüsten.