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Textillogistik und Berufswäsche: Einbeziehung des Betriebsrats

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Textillogistik für betriebliche Berufskleidung – Herausforderungen und Mitbestimmung

Textillogistik für betriebliche Berufskleidung – Herausforderungen und Mitbestimmung

Moderne Textillogistik in Unternehmen stellt sicher, dass Mitarbeiter jederzeit hygienische und passende Berufskleidung zur Verfügung haben – wirtschaftlich, automatisiert und nachhaltig.

Herausforderungen und Mitbestimmung

  • Mitbestimmung des Betriebsrats: Die Einführung oder Ausgestaltung von Arbeitskleidung unterliegt der Mitbestimmung gemäß Betriebsverfassungsgesetz. Insbesondere Fragen der Kleiderordnung (§87 Abs.1 Nr.1 BetrVG) sind ohne Zustimmung des Betriebsrats nicht umsetzbar. Ebenso müssen technische Einrichtungen, die zur Überwachung geeignet sind (etwa RFID-Systeme oder automatisierte Wäscheschränke), mitbestimmt werden (§87 Abs.1 Nr.6 BetrVG). Der Betriebsrat sichert so den Schutz der Persönlichkeitsrechte (z. B. bei personenbezogener RFID-Datennutzung) und fairen Arbeitsbedingungen, etwa durch Betriebsvereinbarungen zu Datenschutz, Ergonomie und Arbeitszeit.

  • Organisatorische Struktur der Textillogistik: Unternehmen lagern die Berufskleidung in einem Mietwäsche-Service aus. Dabei übernimmt ein externer Textildienstleister Bereitstellung, regelmäßige Abholung der verschmutzten Kleidung, fachgerechte Reinigung nach hohen Hygienestandards (z. B. nach ISO 15797 für Industriewäsche) sowie Reparatur und Austausch verschlissener Teile. Im Anschluss wird die saubere Kleidung just-in-time zurückgeliefert – entweder zentral an den Betrieb oder direkt an Ausgabestellen für die Mitarbeiter. Dieses Modell bietet Kostentransparenz (z. B. feste monatliche Pauschalen pro Mitarbeiter) und reduziert den Verwaltungsaufwand im Unternehmen. Ziel moderner Textillogistik ist stets die kontinuierliche Verfügbarkeit aller benötigten Textilien bei minimalem Lagerbedarf, minimalen Verlusten und maximaler Prozesseffizienz. Standardisierte Abläufe – vom Größenmanagement bei der Erstausgabe über die Ausgabe und Rücknahme bis zur Nachverfolgung jedes einzelnen Kleidungsstücks – sorgen für Transparenz und Zuverlässigkeit. Dabei tragen digitale Lösungen wesentlich zur Optimierung bei, etwa präzise Bedarfsplanung und Bestandskontrolle per RFID, um Überbestände und Engpässe gleichermaßen zu vermeiden.

  • Ausschreibungen und Zukunft der Textildienstleistungen: Ausschreibungen für Mietwäsche- und Textillogistik-Services betonen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Qualität. So werden zunehmend RFID-gestützte Ausgabesysteme und automatisierte Ausgabe/Rückgabeautomaten gefordert, um Prozesssicherheit und Transparenz zu erhöhen. Ein Beispiel ist die Ausschreibung eines Industriebetriebs, die ein vollständig digital gesteuertes Kleidungslagersystem mit RFID-Chips und 24/7 zugänglichen Ausgabe- und Rückgabeautomaten vorsieht. Dadurch wird sichergestellt, dass immer genug Schutz- und Arbeitskleidung verfügbar ist, während zugleich Nutzungsdaten erfasst und Verluste minimiert werden. Zukünftige Vergaben legen zudem verstärkt Wert auf Nachhaltigkeit – etwa ressourcenschonende Waschverfahren, Reduktion von Einwegtextilien und Nachweise über CO₂-Bilanz und Sozialstandards beim Dienstleister. Leistungskennzahlen (KPI) und Service Level Agreements (SLA) sind fester Bestandteil moderner Verträge: z. B. garantierte Lieferpünktlichkeit, maximale Reklamationsquoten < 1 %, schnelle Reaktionszeiten bei Automatenausfall oder Textilverlust. Ebenso werden Compliance-Aspekte (Arbeitsschutzvorschriften, Datenschutz gemäß DSGVO) und Flexibilität (z. B. Erweiterungsoptionen für zusätzliche Textilarten oder Nutzerzahlen) berücksichtigt. Insgesamt zeichnen sich zukünftige Ausschreibungen durch ein ganzheitliches Anforderungsprofil aus, das neben Kosteneffizienz auch Qualität, Digitalisierung und Nachhaltigkeit als gleichwertige Ziele definiert.

Technologische Entwicklungen: Die Textillogistik erfährt einen Innovationsschub durch neue Technologien:

  • RFID-Tracking: RFID-Chips (Radio Frequency Identification) an jedem Kleidungsstück ermöglichen die lückenlose Verfolgung vom Moment der Ausgabe bis zur Rückgabe. Jede Berufskleidung trägt einen winzigen Transponder mit eindeutiger ID, der in Waschsäcken oder Ausgabefächern kontaktlos ausgelesen werden kann. Diese Technik ist in der Berufskleidung bereits weit verbreitet – laut Fraunhofer IFF haben sich RFID-Tags dort „bereits durchgesetzt“ – und bewährt sich als robust: Tests zeigen, dass RFID-Chips die rauen Bedingungen der Industriewäsche überdauern und oft länger halten als die Textilien selbst. Für Betriebe bedeutet RFID Echtzeit-Transparenz: Bestände und Umlaufmengen sind jederzeit abrufbar, Fehlbestände oder unvollständige Rückgaben werden sofort erkannt. Gleichzeitig sinken manuelle Such- und Zählaufwände in der Lagerhaltung. Wichtig ist jedoch der datenschutzgerechte Einsatz – RFID-Systeme dürfen nicht zur Verhaltenskontrolle der Mitarbeiter missbraucht werden. Der Betriebsrat achtet daher in der Mitbestimmung darauf, dass RFID-Daten anonymisiert oder zumindest strikt auf logistische Zwecke begrenzt bleiben. Gemäß §87 Abs.1 Nr.6 BetrVG ist sogar dann Mitbestimmung gefordert, wenn eine technische Einrichtung theoretisch zur Überwachung geeignet wäre. In der Praxis werden diese Fragen oft in einer Betriebsvereinbarung zum RFID-Einsatz geregelt, die z. B. vorsieht, dass nur aggregierte oder nicht-personalisierte Daten ausgewertet und klare Löschfristen definiert werden.

  • Automatisierte Wäscheausgabe- und Rückgabeautomaten: Immer mehr Betriebe setzen Wäscheschränke mit automatischer Ausgabe ein, die an ein zentrales Textilmanagementsystem gekoppelt sind. Solche Automaten funktionieren typischerweise über Mitarbeiter-Authentifizierung (z. B. Werksausweis oder Chip) und RFID-Scan: Frisch aufbereitete Kleidungsstücke liegen in Fächern bereit und werden beim Entnehmen automatisch auf den jeweiligen Mitarbeiter verbucht. Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit ist ein großer Vorteil dieser Lösung – Mitarbeiter können zu jeder Zeit saubere Kleidung entnehmen, ohne auf Lagerpersonal angewiesen zu sein. Ebenso erfolgt die Rückgabe verschmutzter Wäsche vereinfacht über Einwurfmodule, wo RFID-Scanner die Stücke sofort erfassen und dem System melden. Das erhöht die Flexibilität, spart Personal und gewährleistet hygienische Abläufe (die Kleidung liegt nicht unbeaufsichtigt herum, sondern geht direkt ins geschlossene System). Gleichzeitig müssen solche Automaten ergonomisch gestaltet sein – der Betriebsrat achtet z. B. darauf, dass Einwurfschächte und Entnahmefächer bequem erreichbar sind und Wartezeiten minimiert werden. Auch dürfen die Systeme nicht mittelbar zur Leistungskontrolle missbraucht werden (etwa durch Protokollierung individueller Entnahmen übermäßig langer Zeiträume). Hier ist der Betriebsrat gefordert, in Abstimmung mit dem Arbeitgeber Benutzerfreundlichkeit und Datenschutz sicherzustellen. Mit erfolgreich implementierten Ausgabesystemen berichten Unternehmen von höherer Verfügbarkeit und Mitarbeiterzufriedenheit sowie spürbarer Kostensenkung. So lassen sich Ausgabeprozesse beschleunigen und Lagerbestände optimieren, was insgesamt zu einer effizienteren Logistik führt.

  • Individualisierung und Passgenauigkeit: Moderne Textillogistik geht verstärkt auf individuelle Bedürfnisse der Mitarbeiter ein. Ein Beispiel ist die größenbezogene Versorgung: Anstatt uniformer Kleiderpakete erhalten Mitarbeiter Kleidung in exakt ihrer benötigten Größe und Schnitt, was Tragekomfort und Sicherheit erhöht. Technische Hilfsmittel wie digitale Größenbestimmungs-Apps kommen zum Einsatz, um bereits beim Onboarding oder der Einkleidung die richtigen Maße zu ermitteln. Eine intuitive App kann z. B. Körpermaße erfassen oder per AR-Technologie die passende Konfektionsgröße empfehlen. Dies reduziert Fehlbestellungen und beschleunigt den Einkleidungsprozess. Insgesamt steigert passgerechte Arbeitskleidung die Akzeptanz – Mitarbeiter fühlen sich wohler und sind eher bereit, vorgeschriebene Kleidung zu tragen, was auch der Arbeitssicherheit zugutekommt. Individualisierung zeigt sich zudem in Personalisierung der Kleidung (Namensschilder, Abteilungskennzeichnung) und der Ausstattung mit spezifischen Funktionen je nach Einsatzgebiet. So kann die Textillogistik sicherstellen, dass z. B. ein Techniker andere Taschenanordnungen oder Kniepolster hat als ein Mitarbeiter in der Logistik. Technisch bedeutet dies für den Dienstleister mehr Varianten zu managen – eine Herausforderung, die dank digitaler Systeme (Datenbanken, RFID, automatische Sortierung) beherrschbar ist. Für die Belegschaft bedeutet es höhere Zufriedenheit und Identifikation mit der Arbeitskleidung.

Infrastrukturelle Verortung und Planung bei Neubauten:

Bei der Planung eines neuen Betriebsgebäudes soll die Textillogistik frühzeitig in das Konzept integriert werden. Architektur und Logistikplanung müssen Hand in Hand gehen, um effiziente Wege und ausreichende Kapazitäten zu schaffen.

Konkret sind folgende Aspekte wichtig:

  • Umkleideräume und Lagerflächen: Bereits in der Bauplanung ist eine genügende Anzahl an Umkleidespinden und Lagerorten für Textilien vorzusehen. Experten empfehlen, ausreichend große Umkleideräume und Lagerkapazitäten einzuplanen, um die Textilversorgung über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes sicherzustellen. Das beinhaltet Raum für saubere und verschmutzte Wäsche (Trennung nach Hygienestandards), Anlieferungsbereiche für den Wäschedienst sowie ggf. eine zentrale Wäscherei-Logistikzone im Gebäude. Die Dimensionierung der Spinde richtet sich nach der Anzahl der Nutzer und Wechselintervalle: Wird täglich frische Kleidung benötigt, muss pro Mitarbeiter genug Stauraum für mehrere Garnituren vorhanden sein – es sei denn, ein automatisiertes Ausgabe-System übernimmt diese Funktion teilweise. In einem Neubau kann man z. B. entscheiden, weniger individuelle Spinde einzuplanen und stattdessen Platz für Ausgabeterminals und Rückgabeboxen zu schaffen, die 24/7 zugänglich sind. Hierbei ist auch die Anbindung der Spinde/Automaten ans IT-Netz (Stromversorgung, Datennetz) relevant.

  • Standort der Ausgabestationen: Zentrale Wäscheausgabeautomaten sollten strategisch günstig platziert werden – etwa in der Nähe von Umkleidezonen oder an den Zugängen zu Produktionsbereichen – um Laufwege zu minimieren. In großen Werken hat es sich bewährt, mehrere verteilte Ausgabestellen vorzusehen (z. B. pro Werkshalle einen Automat), damit Mitarbeiter nicht weite Wege zurücklegen müssen, um Kleidung zu holen oder zurückzugeben. Lange Wegezeiten können nicht nur ineffizient sein, sondern auch zu Unzufriedenheit führen. Falls sich zusätzliche Gehzeiten dennoch nicht vermeiden lassen, ist zu klären, ob diese als Arbeitszeit gelten. Rechtlich gilt Umkleiden und der Weg zur Umkleide als Arbeitszeit, wenn das Tragen der Dienstkleidung im Betrieb vorgeschrieben ist. Ein mitbestimmter Ausgleich (z. B. durch geringere Kernarbeitszeit oder Zeitzuschläge) kann hier eine Lösung sein, falls neue Gebäude größere Distanzen mit sich bringen.

  • Logistikflächen und Anlieferung: Die Gebäudestruktur sollte Anlieferzonen für den Textilservice vorsehen, idealerweise mit LKW-Zufahrt und kurzen Wegen ins Haus. Mögliche Konzepte sind z. B. eine zentrale „Wäschezentrale“ im Keller oder Erdgeschoss, wo alle frischen Textilien vom Dienstleister angeliefert, zwischensortiert und dann in die Automaten nachgefüllt werden. Verschmutzte Wäsche sammelt sich dort und wird in geeigneten Behältern (Wäschewagen, Rollcontainer) abtransportiert. Bei sensiblen Bereichen (Krankenhaus, Lebensmittelproduktion) ist auf getrennte Materialflüsse für reine und unreine Wäsche zu achten, was in der Bauplanung getrennte Flure oder Aufzüge erfordern kann. Ein Neubau bietet die Chance, solche Hygieneschleusen und effizienten Logistikrouten von Anfang an einzuplanen – z. B. einen separaten Aufzug nur für Wäschetransporte, um Kontakt mit Personenverkehr zu vermeiden.

  • Planungsbegleitendes Facility Management: Es empfiehlt sich, Fachleute für Textillogistik und Facility Management früh in den Planungsprozess einzubeziehen. So können Anforderungen der betrieblichen Praxis (Wegezeiten, Ergonomie, Arbeitsschutz) und zukunftssichere Technologien eingeplant werden. Beispiele: ausreichende Deckenhöhe und Anschlüsse für eventuelle Robotik in der Sortierung, bauliche Vorkehrungen für spätere Erweiterung der Automatensysteme oder flexible Räume, die je nach Bedarf als zusätzliche Lagerflächen genutzt werden können. Auch Aspekte der Arbeitssicherheit müssen bedacht werden – etwa rutschfeste Böden in Umkleiden (weil dort evtl. feuchte Wäsche gehandhabt wird) und genügend Platz, damit das Personal Wäschecontainer sicher manövrieren kann. Der Betriebsrat bringt in dieser Phase die Perspektive der Beschäftigten ein: etwa Anforderungen an Belüftung und Hygiene in Umkleidebereichen, an Ergonomie (Sitzgelegenheiten, Höhe der Fächer) oder an ausreichende Anzahl von Duschen, falls nötig. Durch diese frühe Mitsprache lassen sich viele Konflikte vermeiden und die Akzeptanz der neuen Infrastruktur steigt.