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Nachhaltigkeit in Textillogistik und Berufswäsche

Facility Management: Berufswäsche / Textillogistik » Grundlagen » Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in Textillogistik und Berufswäsche

Nachhaltigkeit in Textillogistik und Berufswäsche

Die globale Textilindustrie gilt nach aktuellen Studien als viertgrößter Verursacher von Umweltbelastungen hinsichtlich Ressourcenverbrauch und Treibhausgasemissionen. Berufswäsche – also Arbeits-, Schutz- und Dienstkleidung – stellt dabei einen eigenständigen Sektor dar, dessen Logistikketten durch wiederkehrende Sammel-, Wasch- und Verteilprozesse eine besondere ökologische Signatur aufweisen. Gleichzeitig eröffnen genau diese zirkulären Stoffströme Ansatzpunkte für tiefgreifende Nachhaltigkeitsstrategien.
Nachhaltigkeit wird im Folgenden als gleichgewichtige Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ökonomischer Ziele verstanden. Textillogistik umfasst alle physischen und informationellen Flüsse von Faser- und Materialbeschaffung bis zur Verwertung am Ende des Lebenszyklus. Berufswäsche bezeichnet mehrweggeeignete, gewerbliche oder institutionelle Textilien, die turnusmäßig aufbereitet werden. Berufswäschelogistik zeigt, dass Nachhaltigkeitsziele in der Textilwirtschaft nicht allein im Produkt, sondern im prozessualen Gesamtsystem verankert werden müssen. Kreislauf-Design, digitale Transparenz und wissenschaftsbasierte Zielpfade bilden dabei die strategische Triade. Die Umsetzung erfordert allerdings ein Zusammenwirken von Regulatorik, Technologieinnovation und organisationalem Wandel, um die doppelte Transformation – Dekarbonisierung und Zirkularität –realisieren zu können.

Politisch-regulatorische Treiber

Auf EU-Ebene bildet die „Strategy for Sustainable and Circular Textiles“ den aktuell maßgeblichen Ordnungsrahmen. Sie fordert langlebige, rezyklierbare Produkte, verbindliche Ökodesign-Anforderungen sowie eine erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) und flankiert damit den European Green Deal. Hinzu treten die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, die Transparenz- und Sorgfaltspflichten entlang der gesamten Wertschöpfung verankern.

Lebenszyklusbasierte Umweltwirkungen

  • Faser- und Materialerzeugung: Naturfasern wie Baumwolle weisen einen hohen Flächen- und Wasserfußabdruck auf, während synthetische Fasern primär fossile Ressourcen und Mikroplastikemissionen betreffen. Lebenszyklusanalysen nach ISO 14040/44 ermöglichen die Quantifizierung dieser Lasten und liefern Vergleichswerte für alternative Materialmixes.

  • Design-Phase: Modulares, reparaturfreundliches Design („Design for Circularity“) verlängert die technische Lebensdauer. Chemisches Recycling erfordert sortenreine Monomaterialien; mechanische Verfahren tolerieren gewisse Fremdfasern, führen jedoch zu Down-Cycling.

  • Konfektion und Lieferketten: Konfektion findet überwiegend in Ländern mit vergleichsweise geringer Regulierungsdichte statt. Zertifizierung nach SA8000 oder Fair Wear Foundation mindert Sozialrisiken, während digital gestützte Traceability-Plattformen die Rückverfolgung der Chargen sicherstellen.

  • Logistik und Distribution: Berufswäsche folgt in ihrer Nutzungsphase einem geschlossenen Logistikkreis: Abholung verschmutzter Textilien, Wasch- und Finish-Prozess, Qualitätskontrolle und Retouren-Distribution. In einer aktuellen Branchenstudie entfallen rund 15 % des gesamten CO₂-Fußabdrucks auf diese Transportetappen, weitere 60 % auf energiebedingte Emissionen in Wäschereien; indirekte Scope-3-Emissionen dominieren das Gesamtbild . Science-based Targets for 2030 sehen deshalb Reduktionen von ≈ 45 % (Scope 1 & 2) und ≈ 28 % (Scope 3) vor.

  • Wasch- und Aufbereitungsprozesse

Die Umwelteffizienz moderner Großwäschereien stützt sich auf:

  • Wärmerückgewinnung (Flachwärmetauscher, Kondensationsenergie)

  • Niedertemperatur-Waschmittel mit enzymatischen Rezepturen

  • Closed-Loop-Wasserführung (Membran- und Umkehrosmosestufen)

  • Erneuerbare Energie (PV-Flächen, Abwärmenetze, Biogas)

Dadurch lassen sich, bezogen auf 1 kg gereinigte Wäsche, Einsparungen von bis zu 50 % Wasser und 30 % Primärenergie gegenüber 2010 realisieren.

  • End-of-Life-Wege: Mehrere Nutzungszyklen enden häufig in Down-cycling (Putztuch) oder thermischer Verwertung. Materialrecyclingquoten von > 75 % gelten in der Branche bereits als erreichbar . Chemische Depolymerisation und Faser-zu-Faser-Recycling versprechen höhere Qualitäten, sind aber derzeit kosten- und energieintensiv.

Innovative Geschäfts- und Technologiemodelle

  • Product-as-a-Service: Dienstleistungs- statt Produkteigentum verschiebt Anreize von Stückabsatz zu Lebensdauermanagement – ein Prinzip, das in der Berufswäschebranche seit Jahrzehnten verankert ist (vgl. Kreislauf-Diagramm auf Seite 2 der eingereichten Präsentation) .

  • Digitale Transparenz mit RFID: Radio-Frequency Identification ermöglicht die eindeutige Kennzeichnung jedes Kleidungsstücks. Dadurch werden Bestände, Umlaufzeiten und Reparaturereignisse lückenlos erfasst, Fehlmengen reduziert und Routen optimiert. Studien berichten von Kostensenkungen bis 20 % und messbaren CO₂-Einsparungen durch geringere Sicherheitsbestände .

  • Flotten-Elektrifizierung und Alternative Kraftstoffe: Flur- und Zustellfahrzeuge auf E- oder HVO-Basis verringern Scope-1-Emissionen signifikant; intelligent geplante Mehrkammersysteme reduzieren Leerkilometer.

Mess- und Steuerungsinstrumente

Ebene

Instrument

Nutzen

Produkt

LCA, Higg MSI

Hot-Spot-Analyse, Materialwahl

Standort

ISO 50001, EMAS

Energie- & Umweltmanagement

Konzern

ISO 50001, EMAS

Investoren- & Stakeholder-Reporting